Überall finden wir sie noch: die Fachwerkäuser. In mittelalterlichen Städten erstrahlen sie oft in neuem Glanz, aber auch auf vergessenen Dörfern haben sie die Zeit überdauert. Die Ideen zum Entwurf  des gesamten Hauses basieren auf angelesene Kenntnisse. Ich fertigte maßstabsgerecht ein Model an, um so eine Vorstellung von diesem Handwerk zu bekommen, aber auch, um unsere Vorstellungen optisch zu untermauern. Eine Zimmermannsfirma aus dem Oderbruch, die Kirchen und Baudenkmäler der Region fachgerecht sanieren, war von unserem Projekt und Model beeindruckt und so konnten wir sie für unser Projekt gewinnen. Die heutigen Techniken haben sich im Grunde nicht weiter entwickelt, der Optimierungsprozess war am Ende.  So werden die Verbindungstechniken, die sich in Jahrhunderten herausgebildet haben, immer noch verwendet.

Das Fachwerkgerüst wurde ganz traditionell nach alter Handwerkskunst nur mit Holz-Holz-Verbindungen aufgestellt:

Eine Fachwerkkonstruktion wird oft beim Zimmermann abgebunden, Das Abbinden bedeutet das auf Länge Schneiden und Anarbeiten der Holzverbindungen von Fachwerkwänden oder Balkenlagen, d.h. also vorab zusammengebaut. Die Balken werden abschließend mit Abbundzeichen versehen. Diese Zeichen definieren die Lage der Hölzer (z.B. Ständer, Riegel, Strebe, ...) zueinander und stellen eine Art Bauanleitung für das Zusammensetzen auf der Baustelle dar. Abbundzeichen können als Zeichenfolgen, Zahlen oder ähnliches angegeben werden.

Die Grundschwelle ist das erste auf dem Boden oder einem Sockel liegende, waagerechte Holz einer Fachwerkskonstruktion. Auf der Grundschwelle baut die Wandkonstruktion auf, indem die Ständer in die Grundschwelle eingezapft werden. Die Schwelle der Obergeschosse wird Stockschwelle genannt.

Der Ständer ist eine auf einer Steinplatte, Sockelmauer, Grundschwelle oder Stockschwelle aufgesetzte Stütze, die durch mehrere Geschosse gehen kann.

Der Riegel ist ein waagerechtes Holz zwischen Ständern, die eingezapft werden. Entsprechend der Lage unterscheidet man verschiedene Riegel.

Die Strebe ist ein schräg stehendes Holz im Ständerwerk. Die Strebe wird zwischen der Schwelle und dem Rähmholz oder zwischen der Schwelle und einem Ständer eingezapft. Sie dient der Aufnahme von schrägem Schub und zur horizontalen Aussteifung.

Einzapfen heißt, dass zwei Hölzer mittels eines Zapfen zur querkraftübertragenden Verbindung miteinander verbunden werden.

Gesichert wurden die Verbindungen durch selbstgefertigte Holznägel.

Von den Holz-Holz-Verbindungen ist die Schwalbenschwanz-Zapfenverbindung wegen ihrer ausgezeichneten Verbindung wieder aktuell, obwohl sie auf Grund des hohen Arbeitsaufwandes fast in Vergessenheit geraten ist.